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Nachrufe auf verdiente Mitglieder des ZüPP
Ulrich Moser, wohnhaft in Zürich, verstarb am 16. August 2024 im Alter von über 98 Jahren. Viele ZüPP-Mitglieder erinnern sich an ihn, besuchten sie doch bis anfangs der neunziger Jahre seine Vorlesungen, Seminare und schlossen bei ihm ihre Lizentiats- und Doktorarbeiten ab. Während seiner rund dreissigjährigen Tätigkeit als Psychologieprofessor an der Universität Zürich trug er wesentlich zur Entwicklung und zum Ausbau der empirischen und klinischen Psychologie bei.
Ulrich Moser, geboren 1925, studierte in Zürich Psychologie und promovierte 1953 bei Wilhelm Keller mit der Dissertation «Psychologie der Arbeitswahl und Arbeitsstörungen». Nach seiner Weiterbildung als Psychoanalytiker arbeitete er zuerst psychotherapeutisch in privater Praxis und war psychodiagnostisch in der Berufsberatung tätig. Seine Lehrbefugnis an der Universität Zürich erlangte er 1957 mit einer Habilitation über die Psychologie der Partnerwahl. 1962 wurde er zum ausserordentlichen Professor für Angewandte Psychologie, insbesondere Diagnostik ernannt. 1968 folgte die Wahl zum ordentlichen Professor für Empirische Psychologie. Mit der Übernahme der Leitung der neuen Abteilung für Klinische Psychologie und der ihr angeschlossenen Beratungsstelle konnte er seinen Lehrstuhl in einen Lehrstuhl für Klinische Psychologie umwandeln. Die späten sechziger und siebziger Jahre, geprägt von einer rasch wachsenden Studierendenzahl und begrenzten räumlichen sowie personellen Ressourcen, stellten seine Leitung des Lehrstuhls und die kollektive Führung des Psychologischen Instituts vor grosse Herausforderungen.
Dennoch widmete sich Ulrich Moser intensiv seiner wissenschaftlichen Arbeit. Wichtige Schwerpunkte bildeten unter anderem die Erforschung nicht-verbaler Prozesse mit dem Facial-Action-Coding-System, Computersimulation intrapsychischer Vorgänge, Kognitionstheorie sowie Konflikt- und Traumforschung. Seine Forschung war geprägt von interdisziplinären Ansätzen, die Modelle und Konzepte aus Psychologie, Informatik und Soziologie miteinander verknüpften. Die Forschungsergebnisse, die international grosse Anerkennung fanden, machten ihn zu einem Pionier in der Anwendung von Computersimulationen auf klinisch-psychologische Konzepte.
1990 trat Ulrich Moser von seiner Professur zurück und wurde von der Universität Zürich zum Honorarprofessor ernannt. Nach seiner Emeritierung arbeitete er wieder als Psychoanalytiker in privater Praxis. Wissenschaftliches Arbeiten ohne universitäre Infrastruktur und personelle Ressourcen war nur noch beschränkt möglich, trotzdem verfolgte er die Psychotherapieforschung insbesondere im Bereich der psychoanalytischen Abwehrmechanismen und Traumprozesse mit grossem Interesse weiter. Von seinem breiten und vielfältigen Schaffen in diesen Jahren zeugt eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Publikationen und literarischen Werken mit Gedichten.
Daneben engagierte er sich in verschiedenen Gremien der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse und war am Freud-Institut Zürich tätig. Als die Schweizerische Gesellschaft für Psychologie (SGP), deren Mitglied Ulrich Moser war, 2015 aus der Föderation der Schweizer Psycholog:innen (FSP) austrat, schloss er sich dem ZüPP an. Mit der Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit als psychologischer Psychotherapeut beendete er 2021 auch seine Mitgliedschaft beim ZüPP.
André Widmer, Altpräsident ZüPP
Zürich, 20.11. 2024
Am Weihnachtstag 2020 ist Paul Zeberli im Alter von 77 Jahren nach langer, geduldig ertragener Krankheit im Beisein seiner Familie gestorben. Paul Zeberli war einer der Pioniere der modernen Schulpsychologie im Kanton Zürich. Er hat als langjähriges und engagiertes Mitglied der VSKZ und des ZüPP entscheidend für die Entwicklung und Integration der beiden Verbände in einen Gesamtverband beigetragen und wurde 2018 zum Ehrenmitglied gewählt.
In der Aufbruchsstimmung der 68er-Jahre, die das Gefühl befeuerten, mehr sei möglich als bisher geglaubt, hängte Paul Zeberli den Lehrerberuf an den Nagel und wandte sich dem Psychologiestudium zu. Seine eigene Schulbiographie und der tief empfundene Wunsch, die Ausbildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, führten ihn schliesslich in die Schulpsychologie. Das Wohl der Kinder und Jugendlichen, die Professionalisierung der Schulpsychologie - Paul, bereits Praktiker bot als einer der ersten an der Universität Zürich ein Seminar „Praxis der Schulpsychologie" an - und die Vernetzung mit den Kolleg*innen der bestehenden und entstehenden SPDs waren ihm denn auch immer sehr wichtig und treibende Motivation in seinem Berufsleben.
1977 erhielt Paul die Chance, den SPD im Bezirk Dielsdorf aufzubauen. Anfänglich befand sich der SPD Dielsdorf in einer kleinen Dachwohnung in Oberglatt, organisiert als Zweckverband von 14 Gemeinden, die Paul in seinem extra dafür angeschafften R4 (Renault) aufsuchte. In dieser Zeit trat Paul in die VSKZ ein und begann sich in verschiedenen Arbeitsgruppen zu engagieren. Nach 14 Jahren in Dielsdorf wechselte Paul als Leiter und Nachfolger von Heinz Oswald 1991 in den SPD Regensdorf.
Im selben Jahr übernahm er das Präsidium des VSKZ. Pauls 4-jähriges Präsidium (1991 -1995) fiel in die Gründungszeit des ZüPP, wodurch Paul beim kollektiven Beitritt des VSKZ in den ZüPP umsichtig mithelfen konnte. Er kannte die grossen Themen, die die junge Psycholog*innengilde bewegten: die Anstellungsbedingungen und angemessene Entlöhnung im öffentlichen Dienst (KJPD und SPD), die Anerkennung der psychologischen Psychotherapie durch die Krankenkasse oder auch die Fragen nach der notwendigen Qualifikation/ dem „richtigen" Abschluss (Uni / IAP) für den Beruf als Schulpsycholog*in und nach der geeigneten Organisation in möglichst nutzbringenden Fach- und Dachverbänden. Als FSP-/ SKJP- und ZüPP-Mitglied setzte er sich für berufsständische und gewerkschaftliche Verbesserungen ein und half mit, die Teilkantonalisierung der Schulpsychologie im Kanton Zürich voranzutreiben. Mit grossem Geschick führte er die Verhandlungen und trug dadurch wesentlich dazu bei, eine gesetzliche Grundlage für die Schulpsychologie im Kanton Zürich zu etablieren wie auch die Schulpsychologie als Beruf anzuerkennen und zu professionalisieren. Die Qualitätsverbesserung und damit die Weiterbildung der Schulpsycholog*innen, die Öffentlichkeitsarbeit (Medienarbeit) und als vernetzt denkender Schulpsychologe auch die Zusammenarbeit mit der Sonderpädagogik sowie der neu eingeführten Schulsozialarbeit waren ihm zentrale Anliegen.
Nicht nur Professionalität und Zusammenarbeit waren Paul wichtig, sondern auch das Zusammensein mit Kolleg*innen und Freunden. Paul war ein Mensch, der ein offenes Ohr für alle hatte. Er war ein ruhiger, interessierter sowie zugewandter Gesprächspartner und konnte gleichzeitig das Zusammensein und alles Gute für Leib und Seele geniessen. Er freute sich immer wieder, bei einem Glas Wein zu fachsimpeln und zu philosophieren. Ein langjähriger Kollege und Freund beschrieb ihn einmal als einen durch und durch humanistisch orientierten Menschen, liebevoll und tolerant, differenziert und vernetzt denkend, und ich möchte anfügen, mit viel Schalk und Humor.
Beruf/Berufung und Privates flossen bei Paul ineinander. Dies war möglich, weil Paul auf eine Frau zählen konnte, die ihm den Rücken freihielt. Unsere Anerkennung für Paul als Person und (Vor)Kämpfer für die Schulpsychologie möchten wir deshalb mit einem Dank an seine Frau Erica verknüpfen und gleichzeitig unser herzlichen Mitgefühl für die ganze Familie ausdrücken.
von Ruth Etienne Klemm, VSKZ-Vorstandsmitglied 2009 - 2018
Nach zwei Amtszeiten als VSKZ-Vorstandsmitglied übernahm Paul 1991 zum Zeitpunkt der Gründung des ZüPP auch das VSKZ-Präsidium. Vorher schon hatte er an den Gründungsarbeiten für den ZüPP und vor allem an der Integration der seit 1975 etablierten VSKZ in den neuen kantonalen Berufsverband mitgearbeitet. Kollektiv traten dann alle VSKZ-Mitglieder als Sektion in den ZüPP ein. Von 1991 bis 1995 arbeitete Paul als VSKZ-Präsident, als Vertreter der Sektion im ZüPP-Vorstand und auch als FSP-Delegierter des ZüPP.
Dies waren sehr anspruchsvolle Jahre, die u.a. durch folgende Themen geprägt waren: Aufbau des ZüPP und Integration der Sektion VSKZ in den ZüPP, Umgang mit der überraschend eingeführten Psychotherapie-Regelung im Kanton Zürich, welche auch im ZüPP gewisse Verwerfungen auslöste, Auseinandersetzung mit dem Schweizer Psychotherapeuten Verband (SPV), Abgrenzung vom sektenähnlichen VPM, Lohnklage der Schulpsycholog*innen der Stadt Zürich bis vor Bundesgericht. Zusammen mit mir als damaliger ZüPP-Präsident hat Paul einen Vorstoss im Zürcher Kantonsrat zur Regelung der Schulpsychologie organisiert. Alle auftretenden Fragen zwischen dem ZüPP und der Sektion konnten jeweils einvernehmlich gelöst werden.
Während diesen vier Jahren war Paul Zeberlis berufspolitisches Mehrfachengagement geprägt durch seine grosse Offenheit, hohe Präsenz, Umsicht und vor allem auch seine grosse Loyalität gegenüber dem VSKZ und dem ZüPP. Sowohl der ZüPP wie auch die Sektion VSKZ verdanken Paul Zeberli viel.
von Roland Stähli, ZüPP-Präsident 1991-2000