Kein Resultat
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Aufwändige Prozesse zur Fortsetzung der Psychotherapie nach 30 Sitzungen

11 Dez 2023
ZüPP
Berufspraxis
11 Dez 2023
ZüPP
Berufspraxis
Andrew Neel auf unsplash.com

Die ZüPP-Umfrage von Ende Oktober 2023 zeigt, dass das Anordnungsmodell für die Fortsetzung nach 30 Psychotherapiesitzungen in den administrativen Abläufen nicht so umgesetzt werden kann, wie es vorgesehen ist. Über 95% der befragten Psychotherapeut:innen des ZüPP mussten selbst die Fallbeurteilungen durch eine:n Psychiater:in organisieren, obschon die Krankenpflege-Leistungsverordnung vorsieht, dass sich die anordnenden Ärzt:innen um die Fortsetzung der Psychotherapie mit den Krankenkassen und das Einholen der Fallbeurteilung durch Psychiater:innen zu kümmern hätten.

Diese mehrfachen Schnittstellen zu anordnenden Ärzt:innen und Psychiater:innen sind sehr ineffizient und reduzieren die Zeit, welche für die Behandlung von Patient:innen eingesetzt werden könnte. Zudem kann dieser Zusatzaufwand von den Psychotherapeut:innen nicht abgerechnet werden. Eine Vereinfachung des Prozesses ist auch deshalb dringend notwendig, da hohe Wartezeiten für Psychotherapieplätze bestehen. Die ZüPP-Umfrage zeigt, dass 70% der Befragten pro Monat höchstens 0-1 neue Patient:innen aufnehmen können, 24% rechnen mit 2-3 Patient:innen pro Monat.

Insgesamt haben an der ZüPP-Umfrage 321 Mitglieder teilgenommen, von denen 275 selbständig tätig sind und mit der OKP abrechnen.

Langer Prozess führt zu Therapieunterbrüchen

Zahlreiche Umfrageteilnehmende meldeten Therapieunterbrüche oder -verzögerungen bei Patient:innen aufgrund stockender Prozesse oder zu späten Kostengutsprachen seitens der Krankenkassen. Über 50% hatten zudem Patient:innen, bei denen sie keine Information zu Kostengutsprachen erhielten, sondern selbst nachfragen mussten.

Knapp ein Drittel der Befragten hatte Probleme mit der Fortsetzung der Psychotherapie wegen ausstehender Fallbeurteilungen, welche in der Regel 4-6 Wochen betrug (mit geschätzten 170 Patient:innen).

Bei rund einem Drittel der Befragten kam es zu Therapieunterbrüchen aufgrund der Bearbeitungszeit bei den anordnenden Haus- und Kinder-/Jugendärzt:innen, welche offensichtlich häufig die vorgesehenen Abläufe nicht kannten.

Bei 27% der Befragten kam es zu Therapieunterbrüchen aufgrund der Bearbeitungszeit bei den Krankenkassen, was meistens zu 2-4 Wochen Therapieunterbruch führte (geschätzte 156 Patient:innen).

Verschiedene ZüPP-Mitglieder kommentierten, dass sie die Therapie trotz ausstehender Fallbeurteilung oder ausstehender Kostengutsprache weitergeführt haben. Einige reduzierten zwischenzeitlich die Sitzungsfrequenz. Über die Hälfte der Befragten erstellten den Fallbericht erst nach der 25. Sitzung. Aufgrund der häufigen Verzögerungen ist es jedoch empfehlenswert, früher mit dem Bericht seitens der Psychotherapeut:innen zu starten (vgl. ZüPP-Empfehlungen).

Persönliche Kontakte zu fallbeurteilenden Psychiater:innen ausschlaggebend

Grundsätzlich hat die Suche nach fallbeurteilenden Psychiater:innen bei mehr als der Hälfte der Befragten relativ gut funktioniert.

Bei rund zwei Drittel der Befragten war das eigene Netzwerk ausschlaggebend, um fallbeurteilende Psychiater:innen zu finden. Dies gilt noch etwas häufiger bei Psychotherapeut:innen, die Kinder und Jugendliche behandeln.

Nur 10% (23 Befragte) wandten sich in den letzten 6 Monaten an das Zentrum für Sozialpsychiatrie der PUK, wobei unterschiedlich gute Erfahrungen gemacht wurden. Nur 11 Befragte (4.8%) haben über die ipw eine Fallbeurteilung angefragt, was mehrheitlich befriedigend bis gut ablief. 37 Befragte haben die Online-Plattform der ZGPP benützt. Die neuen Kontakte wurden dann häufig für die weiteren Fallbeurteilungen angefragt.

Weiteres Vorgehen

Die Umfrage zum Anordnungsmodell wurde mit der Unterstützung des ZüPP auch bei der Zürcher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ZGPP) und dem Berufsverband der Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte im Kanton Zürich (mfe Zürich) durchgeführt, an der sich auch erfreulich viele Mitglieder beteiligten. Der ZüPP wird nun gemeinsam mit den beiden Verbänden die Resultate aller Berufsgruppen analysieren. Der ZüPP strebt einen Abbau der administrativen Schnittstellen an sowie die Durchführung geeigneter gemeinsamer Veranstaltungen, welche von der Mehrheit aller Berufsgruppen gewünscht werden. 

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